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Eine Einführung in die Polaritätenarbeit


Ich wurde in den vergangenen Tagen und Wochen des öfteren gefragt, was ich mit den Begriffen maskulin, feminin, hell und dunkel meine, wenn ich diese verwende. An dieser Stelle versuche ich eine Einführung zu geben in Polaritätenarbeit und warum diese aus meiner Sicht von besonderer Relevanz ist auf dem Weg zu einer gesunden, erwachsenen, integrierten und kraftvollen Persönlichkeit.


Starten wir zunächst mit den Begriffen hell und dunkel:

Bei dunklen und hellen Energien geht es um vertikale Verbindungen, die wir uns tragen. Dunkle Energie bezieht sich auf die Verbindungen mit der Erde, dem physischen Körper, den niederen Chakren und dem Mystischen/großen Unbekannten.

Die lichtvolle Energie stellt den Bezug her zu unsere multidimensionalen Natur, der Seele, aufsteigend und klar. Das dunkle ist energetisch damit dichter.

Bei maskulinen und femininen Energien geht es um horizontale Verbindungen, sie beziehen sich auf das Feld der Beziehungen. Damit gemeint ist nicht männlich oder weiblich, sie sind Namen für Energien und damit präsent in jedem Körper und bei jedem Gender. Wir tragen damit alle maskuline und feminine Energien in uns und je besser diese in uns integriert sind, umso weniger werden wir im Außen nach fehlenden Energien suchen, um uns vollständig zu fühlen. Integration heißt nicht ein 50-50-Verhältnis, sondern zu einer gesunden individuellen Balance zu kommen.


Fügt man die vertikalen und horizontalen Linien zusammen, ergibt sich daraus folgendes Feld mit 4 Quadranten:



Es ergeben sich somit Felder mit Polaritäten, zwischen diesen Polaritäten herrschen Anziehungsprozesse. So fühlt sich in etwas das dunkle feminine oft vom hellen maskulinen angezogen. Diese Polaritäten haben zum Beispiel Auswirkung auf die Partnerwahl und/oder möglicher Sexualpartner. Wenn wir uns innerhalb des Quadranten bewegen, liegt erstmal kein größeres Problem vor. Es mag zwar Dysbalancen geben, jedoch sind diese bewusster Natur, man ist sich darüber im Klaren, was einem innerlich fehlt und nicht ausgewogen ist. Dies ist der ungewöhnliche Zustand. Gewöhnlich ist Unbewusstheit. Das Unbewusste ist das Schattenreich außerhalb des Feldes. Hier agieren die hellen/dunklen, maskulinen/femininen Anteile aus dem Hintergrund, sie sind nicht gesund, nicht erwachsen und entfachen ihre Wirkung, die für gewöhnlich toxisch genannt wird. Ich möchte diesen Begriff aber nicht verwenden, da er mit starken Bewertungen und Stigmatisierungen einhergeht, sondern bei den Begriffen bewusst und unbewusst bleiben.


Zunächst gehe ich auf die Prinzipien des unbewusst Maskulinen ein:

Das unbewusst Maskuline bewegt sich mit Angst und Aversion, kann ein Tyrann sein, andere klein halten. Das unbewusst maskuline Prinzip fühlt sich oft emotional angespannt und verhärtet, reagiert körperlich-physisch, aus einer inneren Haltung der Verteidigung heraus. Es trägt Wutenergie in sich, will recht haben und beweisen, dass andere falsch sind. Das unbewusst Maskuline liebt es, zu konfrontieren und Drama zu erzeugen. Es wählt selektiv Situationen aus, die beweisen, dass es recht hat. Es kann nicht akzeptieren, dass es ein liebevolles Wesen ist und geht deswegen auf Konfrontationskurs. Es verzerrt die Realität, konstruiert diese aus Dingen, die gar nicht existieren, sondern von denen es denkt, dass sie da sind.

Schattenseiten können sich auch darin zeigen, dass es zu viel oder zu wenig maskuline Energie gibt. Zu viel, unbalancierte maskuline Energie führt zu einer Tendenz des Überstrukturierens, zu viel Verstand und einer Tendenz, sich in einen Burnout zu navigieren. Zu wenig maskuline Energie führt dazu, dass man nichts auf die Reihe bekommt, sich danach sehnt, „gerettet“ zu werden und nie richtig präsent ist.

Prinzipien bewusster Maskulinität dahingegen sind:

Das bewusste Maskuline hält Raum für alles, das in Bewegung sein möchte. Es widmet die Energie dem höheren Bewusstsein in der Welt. Dadurch ist es präsent, es stellt Sicherheit her, wodurch es anderen erlaubt, sich im vollen eigenen Ausdruck authentisch zu zeigen. Das bewusste maskuline initiiert und bezeugt Transformationsprozesse, ohne diese zu beurteilen. Es kreiert auf Basis der eigenen Lebenserfahrung, ist in der Lage, sowohl mit dem Tod als auch mit bewussten Abschieden umzugehen. Es löst sich vom Besitzergreifen.

Bewusste Maskulinität lässt sich nun in helle und dunkle Polaritäten unterteilen, helle Aspekte sind eher mit geistigen, leichten Eigenschaften assoziiert, während dunkle Aspekte dichter, mehr im Kontakt mit Materie und physischen, emotionalen Prozessen sind. Im Chakren-System wären dies eher die unteren 3 Chakren, während die hellen Aspekte mehr mit den feinstofflichen, höheren 3 Chakren in Verbindung stehen. Das mittlere, Herz-Chakra, wäre so die Verbindungsstelle zwischen den hellen und dunklen Polaritäten.


Das bewusste, helle maskuline Prinzip zeichnet sich aus durch eine klare, lineare, seelengenährte Präsenz. Es agiert mit Logik aus der Stille, gibt Struktur und hält liebevoll Bewusstseinsräume. Das helle bewusst-maskuline Prinzip wird geboren, wenn Maskulinität und Spirit zusammenfinden.

Der Yang-Ausdruck der Form, mit einem Wort:

Weisheit.

Es ist die archaische Energie des Gurus, des Weisen, des Yogi. Das helle, maskuline Prinzip trägt Visionen in sich von einer besseren Welt, hat den Überblick, agiert aus einem tieferen Verständnis des Kosmos und mit Sinnhaftigkeit. Es ist in der Lage, sein Wissen zu erklären und anderen zu vermitteln.


Das bewusste, dunkle Maskuline ist der Hüter der Liebe. Ein konfrontative, rücksichtslose kriegerische Energie, welche den Bullshit in der Welt wahrnimmt und sich aktiv dagegen auflehnt. Wenn das Maskuline und Materie zusammenkommen, wird dieses Prinzip geboren. Der Yang-Ausdruck von Form, mit einem Wort:

Power.

Es ist die archaische Energie des Kriegers, des Beschützers, des wilden Mannes. Das dunkle Maskuline nimmt Risiken auf sich, ist verankert in der Stille, im Mystischen und in der erotischen Energie. Es steht für etwas, an das es glaubt und ist bereit, sein Leben dafür hinzugeben. Das dunkle Maskuline geht im Zweifel den Weg alleine, schwimmt gegen den Strom, ist in Kontakt mit dem animalischen, ursprünglichen Selbst. Es ist assoziiert mit vielen Archetypen antiker Gesellschaften, die in der modernen Welt unterdrückt und nicht mehr ausgelebt werden können.


Die unbewusste feminine Energie neigt zu engen, anklammernden Bindungsmustern, zu emotionaler Manipulation auch mittels Sex durch Verführung. Diese Energie ist stets bedürftig, wie ein blutsaugender, nicht zu sättigender Vampir. Das unbewusst Feminine neigt zum Agieren in Opfer-Täter-Spielen („ich habe alles gegeben, und was bekomme ich als Gegenleistung??“), verhärtet und verspannt dabei körperlich an und reagiert emotional (umgekehrt wie das unbewusste maskuline Prinzip). Es neigt dazu, sich für andere aufzuopfern, und erhofft sich von den eigenen Handlungen stets ein bestimmtes Ergebnis.

Die Schattenseite von zu viel, unbalancierter femininer Energie ist ein Gefühl des Überwältigtseins mit den eigenen emotionalen Prozessen. Es fehlt ein haltgebendes, strukturierendes emotionales Zentrum. Dadurch herrscht ständiges Chaos im eigenen Leben. Ein Fehlen femininer Energie auf der anderen Seite zeigt sich durch eine fehlende Verbindung zum physischen Körper und den darin stattfindenden emotionalen Prozessen. Daraus resultieren Rigidität und häufiges Gefühl der Unsicherheit und Unklarheit.

Prinzipien des bewusst Femininen: Das Hauptkriterium ist wohl bedingungslose Liebe, die durch Dualitäten und Spaltungen hindurch die absolute Einheit erkennen kann. Durch Hingabe und Mitgefühl sieht es die tieferen Anteile des Wesens der anderen, es ist verbunden und verwurzelt in der Erde. Es webt Verbindungen, wie ein unsichtbares Spinnennetz, zwischen allen fühlenden Wesen, hält dabei gesunde Grenzen.

Die helle, feminine Energie ist sanft, nährend, bemutternd. Sie agiert mit Offenheit, Vergebung, Hingabe, Anmut, Glanz und Unschuld. Wenn sie dient, gibt sie sich auf, um einer größeren Sache zu dienen. Sie wird geboren, wenn das Feminine und Spirit zusammenkommen. Der Yin-Ausdruck des Bewusstseins, sie ist

Liebe.

Sie verkörpert die archetypische Energie der göttlichen Mutter, der heiligen Jungfrau, des Engel.

Die dunkle, feminine Energie ist erdig, chaotisch, zerstört mit der Intention der Kreativität (im schamanischen Sinne: lässt das sterben, was sterben soll). Sie hat keine Angst, der dunklen maskulinen Energie gegenüberzustehen. Die dunkle feminine Energie trägt die Weisheit des Mutterleibes in sich, hält eine starke Verbindung zu all ihren Emotionen und erschafft lebendiges aus der Verbindung mit dem Tod. Sie wird geboren, wenn das feminine Prinzip und Materie zusammenfinden, sie ist der Yin-Ausdruck von Form, sie ist

Freiheit.

Sie verkörpert den Archetypus der wilden Frau, der heiligen Hure, der dunklen Mutter, der Hexe.

Sie ist Mutter Erde, Pachamama, Gaia.

Die dunkle, feminine Energie agiert frei in ihrem Ausdruck, ungefiltert, magnetisch und unvorhersehbar. Sie trägt das Mystische im Körper.

Nachdem du einen Überblick über die Polaritäten bekommen hast, kannst du nun ein Gefühl dafür bekommen, in welchem Feld du die meiste Zeit verbringst oder den größten Mangel verspürst. Wenn du dich zum Beispiel stark mit den hellen Polen identifizierst, welche dunklen Qualitäten möchtest du mehr entwickeln? Oder wenn du viel mit deinen inneren maskulinen Teilen „herumhängst“, wie kannst du das Feminine in dir mehr willkommen heißen?


Ich selbst habe in den vergangenen Jahren viel mit meinen Polaritäten gearbeitet. Ziel dessen ist so etwas, das innere Ehe genannt werden kann. Ein Zustand, in dem die individuelle Balance gefunden ist und die eigenen femininen und maskulinen Anteile genug Raum haben, gut miteinander kommunizieren und scheinen können. Daraus resultiert mehr Lebensfreude, eine liebevolle Präsenz im gegenwärtigen Moment mit Klarheit und Fokus.


 
 
 

4 Yorum


Annika J.
Annika J.
07 Kas 2023

Lieber Simon,

Gibt es auch Archetype wie die Priesterin, den Heiler, den himmlischen Vater, die schützende Mutter ("mama bear")? Letztere hat zum Beispiel für mich eine nach der obigen Konzeptualisierung klar materiell-maskuline Energie und vielleicht wäre es ein Anfang, auch Archetype aufzuzählen oder zu suchen, die nicht dem feminin=weiblich/maskulin=männlich Narrativ entsprechen. Das durch Sprache aufrecht zu erhalten entspricht ja nicht dem Ziel der Übung, wie du selbst im Post schreibst - es soll ja gelöst von Genderidentitäten und -vorstellungen in Balance kommen dürfen.


Entsprechen die beiden Konzepte denn sehr eng Yin und Yang? Oder würdest du sagen, es überlappt sich nur?

LG Annika

Beğen
Simon Reuter
Simon Reuter
08 Kas 2023
Şu kişiye cevap veriliyor:

Liebe Annika, jedes Modell, das Polaritäten und Dualitäten erzeugt, ist grundsätzlich unvollständig, denn diese gibt es in der Realität ja nicht. Wir bewegen uns ja immer auf einem mehrdimensionalen Spektrum, die Multidimensionalität der Seele in einem Modell darzustellen ist nicht möglich. Yin und Yang sind daher auch nur Bezugspunkte, mehr nicht, so zumindest meine Sicht. Ich finde deine Anmerkungen interessant, muss mich da noch etwas mehr in die von dir o.g. Archetypen einlesen. Vielleicht wäre es auch eine Idee, die Archetypen von Beginn an Genderneutral zu beschreiben. Gleichzeitig sollte man in der Beschreibung auch weiter beachten, dass es biologische Unterschiede gibt zwischen männlichen und weiblichen Körpern, dass Gender und Geschlecht unterschiedliche Variablen sind. Zentral bleibt die Suche für mich nach Erkenntnis: Was sind kulturspezifische Stereotype, und was…

Beğen

horn.natalie
07 Kas 2023

Lieber Simon,

ich frage mich, ob es immer noch notwendig ist, die Genderstereotype Kategorisierung 'maskulin - feminin' zu verwenden. Du erklärst, dass jeder Mensch alle Anteile in sich hat, dennoch sind die beschriebenen Anteile voller Vorurteile und problematischer Zuweisungen von Eigenschaften. Ich weiß, Du hast die auch nicht erfunden und Anteile zu bezeichnen kann hilfreich sein, aber dadurch werden immer wieder Beschreibungen als gegeben verstanden, die einschränken.

Da sind Feminismus und Spiritualität anscheinend noch sehr weit voneinander entfernt. Geht das nicht auch anders?

Viele Grüße,

Natalie

Beğen
Simon Reuter
Simon Reuter
07 Kas 2023
Şu kişiye cevap veriliyor:

Hallo Natalie, zunächst einmal vielen Dank für dein anregendes Feedback. Das Modell hat natürlich keinen Anspruch auf Objektivität oder Vollständigkeit, es sind Bezugspunkte. Ich persönlich habe die Kategorien als hilfreich und das Modell als wertvoll für meine Arbeit erlebt. Ich würde mich auch als Feministen bezeichnen, weiß aber auch, dass dieser Begriff aufgeladen ist mit Zuweisungen und sehr divergenten Vorstellungen, was Feminismus ist. Im Englischen gibt es den Begriff, "take it with a grain of salt", mit der Einstellung und Skepsis versuche ich an jedes Modell und jede Weltsicht zu gehen. Mein Ziel ist, eine moderne Form der Spiritualität anzubieten, und offen zu bleiben für Entwicklung und den Zeitgeist. Insofern mal schauen, wie sich meine Einstellung zu den oben von mir verfassten (aber nicht erfundenen) Konzepten entwickelt. Viele…


Beğen
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