Der tantrische Weg in Beziehungen: Werde zu dem, der du bist
- Simon Reuter
- 14. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Wenn ein Wesen ein erfülltes sexuelles Leben lebt und sein Leben durch seine gemeisterten erotischen Empfindungen gestaltet, dann wird sein ganzes Leben zu einem jubelnden anatomischen Vorspiel und es wird jederzeit bereit sein, in das Wesen des anderen einzudringen oder sich von ihm durchdringen zu lassen, psychisch oder mental.
Dann ist das erotische Vergnügen nicht nur eine Belohnung, nicht nur eine geteilte Befriedigung... es ist ein glückseliger Zustand, der sich selbst belohnt, es ist der Zustand des Gefühls oder der Handlung, der der wirklichen Entwicklung des Wesens entspricht.....Dann ist das sexuelle Vergnügen nicht nur eine individualistische Suche nach der Vermeidung des Schmerzes oder dem Streben nach hedonistischen Zielen. Es ist vielmehr eine einheitliche Bewegung hin zum Kontakt mit dem grenzenlosen Selbstausdruck, um das zu werden, was man wirklich ist. Dann wird das Vergnügen neu definiert und verwandelt sich in das, was wir „ozeanische Freude“ nennen könnten.
Sich zu trauen, das zu sein, was wir sind, ist eine immense Freude, die Selbstoffenbarung ist eine immense Freude. Sie ist die Wurzel der höchsten Freude, des ozeanischen Gefühls unseres Wachstums und unserer Vitalität. Wir, die wir glauben, dass wir Götter sind, weil wir eine Welt erschaffen haben, sind in unsere eigene Falle getappt, da wir versuchen, nur das zu genießen, was wir erschaffen haben, anstatt den Schöpfer in der Schöpfung unendlich zu genießen.
Erotik ist tiefer Selbstausdruck, es ist die Suche nach Einheit mit Kosmos. So wie alles in dieser Welt sich nach Vereinigung sehnt. Jene Suche bringt uns als Menschen in intime Beziehungen mit anderen Menschen, in Partnerschaften. Es ist der stete Versuch, zurückzufinden zu jener ursprünglichen Quelle. In diesem Zustand des sich tiefen fallen Lassens, im Nichts, in der Schwerlosigkeit entsteht die Erkenntnis: „Das bin ich“.
Hier, wenn das tiefe Nervensystem zur Ruhe kommt, die Bewegungen verstummen, hier in der Mühelosigkeit findet der Kontakt statt. Wenn Grenzen verschwimmen, wenn aus „du“ und „ich“ wir werden. Hinter dem mühsamen Versuch, sich als Individuum zu entwickeln und abzugrenzen, liegt oft der verzweifelte Ruf nach dem Gegenteil. Niemand mehr sein zu müssen, nichts mehr darstellen zu müssen, zu lieben und geliebt zu werden. Die Weite zu erfahren, in der empfangen und gegeben werden kann. Zurückzufinden zur ursprünglichen Unschuld in einer Welt, die als feindselig und ablehnend erlebt wurde. Das Nervensystem erinnert sich an den Schmerz, Eros ist hier, um jene Wunden zu heilen und zu schließen. Niemand schreitet unverwundet durch diese Welt, niemand ist eine Insel. So findet sich in der eigenen Sexualität der stete Konflikt zwischen Autonomie und Abhängigkeit. Intimität bringt genau jene Anteile ans Licht, die noch nicht vertrauen. Je mehr Liebe verfügbar ist, umso mehr zeigt sich das, was sich noch nicht geliebt fühlt. Erotik ist so paradox, widersprüchlich, ambivalent. Ein bewusster Partner erkennt dies und gestaltet auf Basis der konflikthaften Natur der Psyche den eigenen und gemeinsamen spirituellen Weg. Erwachen führt nicht am eigenen Schatten vorbei, sondern durch die gemeinsame und individuelle Unterwelt. Freiheit wird so an jenen Orten gefunden, an denen der Widerstand gegen die Liebe die höchsten Mauern gezogen hat.
In der Vollkommenheit, nicht in der Perfektion. Es sind in Beziehungen oft jene Trigger, die den Unterschied machen. Sehen wir in der Imperfektion des anderen den ewigen Mangel, oder die Vollkommenheit des Gegenübers. Hier kann die Entscheidung erfolgen, bedingungslos zu lieben. Es ist kein entweder oder, sondern ein „dafür“. Dies ist die tägliche Herausforderung, in jedem Ausdruck des Lebens die Liebe zu sehen, die dahinter liegt. Diese Unterscheidung verändert die Welt, in der wir leben. Es kann eine Welt sein voller Mangel und Missständen, oder eine Welt mit heiligem Chaos. Eine Welt, in der Eros uns dient, um jenes loszulassen, das uns noch bindet in der Abhängigkeit. Eine Welt, in der aus Ruinen stets neue Schätze geboren werden, und so das Leben im steten Wandel der Zeiten zum Ausdruck wird der höheren Kräfte, die unseren Weg leiten und lenken. Schöne Seele: Mehr Infos und die Anmeldung zu unserem nächsten Workshop für Paare findest du hier: https://www.eventbrite.de/e/lovers-of-life-sprachen-der-liebe-tickets-1312635601419?aff=oddtdtcreator
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