8 Qualitäten von Bewusstheit
- Simon Reuter
- 14. Mai 2024
- 4 Min. Lesezeit

Meditation dient dazu, sich seiner selbst mehr bewusst zu werden. Das heißt einerseits zu erfahren, wer wir sind, andererseits zu erkennen, womit wir uns fälschlicherweise unser bisheriges Leben (über-)identifiziert haben. Wenn das kleine Ego das wahre Selbst nicht erkennt, hält es sich oft fälschlicherweise für die Zentrale im Bewusstsein. Daraus entsteht ein falsches Ich-Gefühl, dass mit Enge, Selbstbesessenheit und einer endlosen Kette von Gedanken und Gefühlen im Bewusstsein einhergeht. Achtsamkeit bietet Auswege aus diesem Dilemma. Es ist der Weg zu erfahren, dass wir mehr sind, multidimensional und komplex. Achtsamkeit hilft auch, verschiedene qualitative Zustände im Bewusstsein zu trainieren und unterscheiden zu lernen. Ich möchte dir hier einen Überblick geben, welche verschiedenen Qualitäten du in dir trägst und wie diese sich voneinander unterscheiden. Ich wünsche dir viel Freude beim Erfahren und Entdecken!
Die ersten 4 Qualitäten werden durch absichtliche Achtsamkeit entwickelt, indem wir lernen Aufmerksamkeit und Konzentration bewusst zu lenken. Die Linse der Bewusstheit zu öffnen, führt dazu, klarer zu sehen und sich verbundener zu fühlen. Absichtliche Achtsamkeit trainiert Bewusstheitsformen, die zum kleinen Selbst gehören, dazu zählen:
1. Aufmerksamkeit: Gemeint ist die Fähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren und zu fokussieren. Dies geschieht weitestgehend vom Alltagsverstand. Wer zerstreut ist, dessen Aufmerksamkeit ist überall und nirgends zugleich. „Energy follows attention“ lautet ein Leitsatz, wohin du deine Aufmerksamkeit lenkst, wie du mit deiner limitierten Energie umgehst, ist zentral für deine Lebensqualität. Ein fokussierter, klarer Geist ist eine wesentliche Grundlage für ein balanciertes, zufriedenes Leben.
2. Selbstbewusstheit: Diese Qualität hat einen engen Bezug zu Selbst-Reflektion, Selbsteinsicht und Introspektion. Es ist die Fähigkeit einen Beobachter der eigenen Gedanken, Individualität und Verhaltensweisen zu kreieren. Das Gefühl von Ich (das Kinder im Alter von 1-2 1/2 Jahren entwickeln) wird zum Zentum des kleinen, separierten Selbst. Es ist ein Teil unserer evoluionär-biologischen Entwicklung, eine Persönlichkeit mit verschiedenen Teilen und sozialen Identitäten zu entwickeln. Es ist die Grundlage des Problemlösens, des Setzens von Zielen und dem „Werden“ Aspekts des Lebens. Klarheit über die eigene Persönlichkeit, deren Struktur, deren Neigungen, Wünsche, Bedürfnisse und Talente ist essentiell für ein werteorientiertes Leben mit den richtigen Schwerpunkten. Dennoch, wer seine Persönlichkeit mit dem wahren Selbst verwechselt, der lebt vorbei an seiner inneren Wahrheit. Folge ist ein überaktiver Problemlöser und ein ständig plapperndes „Ich“, dass sich fälschlicherweise für den Dirigenten im inneren Orchester hält.
3. Subtile Bewusstheitsenergie: Dies ist das Energiefeld in und um den Körper, es wird auch emotionaler Körper, chi, Prana genannt oder mit dem Chakra-System beschrieben. Es umfasst deinen Körper und externe Objekte/Körper (andere Menschen, die Natur, physische Räume, subtile Räume…). Wenn du in einen Raum mit anderen Menschen kommst, kannst du so spüren, wie die Energie im Raum ist, wie sich möglicherweise andere Menschen in deiner nahem Umgebung fühlen. Hochsensitive Menschen können ohne wache Bewusstheitsenergie von diesen Energien leicht überwältigt werden. Wer dazu neigt, sich in diesen Energien zu verlieren, sollte lernen, die dahinter liegenden, haltgebende Bewusstheitsebene zu erfahren.
4. Achtsame Bewusstheit: Dies ist bezeugende Bewusstheit im subtilen Geist, es ist die Fähigkeit zum inneren Zurücktreten. Der achtsame Zeuge kann Distanz aufnehmen zu den eigenen Gedanken und Gefühlen, erkennen, dass wir nicht unsere Gefühle und Gedanken sind. Gleichzeitig fühlt sich diese Instanz nicht verbunden. Nur zu wissen, wer man nicht ist, genügt noch nicht.
Absichtliche Achtsamkeit trainiert diese 4 Qualitäten, dies ist ein wichtiger erster Schritt. Aber alle 4 dieser Qualitäten können wache Bewusstheit nicht kennen, da sie Teil des kleinen Selbst mit seinen Ego-Strukturen sind.
Mühelose Achtsamkeit (die nonduale Form von Achtsamkeit) unterstützt dich nun dabei, die dahinter liegende Bewusstheitsebene zu erfahren und zu entkoppeln vom kleinen Selbst. So kannst du dein wahres Selbst, deine wache Bewusstheit erfahren. Auch hier gibt es verschiedene qualitative Zustände, zu denen die folgenden gehören:
5. Wache Bewusstheit: ist das Fundament von was du bist und wie du weißt. Wache Bewusstheit muss nicht entwickelt oder kreiert werden. Es ist der Grund, von dem Gedanken, Wissen und Intelligenz erscheinen. Wir können wache Bewusstheit nur kennen, wenn sie sich selbst erkennt. Der Wechsel von absichtlicher zu müheloser Achtsamkeit kann sich anfühlen wie ein Schritt zurück von allem, die Magie, die sich entfalten kann, ist zu sehen ohne Seher oder Quelle des Sehens.
6. Lokale wache Bewusstheit: ist die Dimension wacher Bewusstheit, die von der Identifikation mit dem Körper, dem kleinen Verstand oder dem kleinen Selbst zu wacher Bewusstheit wandern kann. Es ist auch, wie von wacher Bewusstheit auf Aufgaben/Objekte fokussiert werden kann. Lokale Bewusstheit zu erfahren ist wie zugleich weit und präsent, grenzenlos und mit Grenzen zu sein.
7. Wache Bewusstheits-Energie: ist, wenn wache Bewusstheit Energie, Formen oder Erscheinungen erlebt. Bewusstheit in dieser Form ist nicht getrennt von Energie oder Erscheinungen. Die Wahrnehmung von Subjekt und Objekt kollabiert, man erfährt die Wahrheit über die Natur der eigenen Existenz. Das Wort existieren kommt vom lateinischen existere, was soviel wie erscheinen meint. Die Wellen der Bewusstheit erscheinen hier vom Ozean der Bewusstheit als Teil von ihm. Wache Bewusstheits-Energie ist nicht im Körper, der Körper ist aus ihr gemacht.
8. Herzoffene Bewusstheit: ist bewusst vom Herz-Geist zu sein, alle Gedanken und Emotionen werden willkommen geheißen, und die selbe, herzoffene Bewusstheit wird in anderen erkannt. Von herzoffener Bewusstheit fühlen wir uns verbunden und geschützt, verletzlich und mutig, motiviert zu kreieren und in Beziehung zu treten. Herzoffene Bewusstheit schaut von weisheits-basierter liebender Intelligenz, die sich grenzenlos, verbunden und gänzlich menschlich fühlt. Unendliche, grenzenlose Liebe wird als der Grund erfahren und das wahre Selbst wird als die herzoffene, liebevolle Präsenz erkannt. Von herzoffener Bewusstheit bist du das Selbst, das die natürlich erscheinende bedingungslose Liebe erfährt, aus ihr gemacht ist und sie weitergibt.
Ich hoffe, dass dieser Artikel hilfreich für dich war! Der nächste Intensivtag The Art of Living, bei dem du mühelose Achtsamkeit und innere Teile-Arbeit direkt erfahren kannst, findet am Samstag, den 22.06. statt.
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