Was ist das Selbst?
- Simon Reuter
- 9. Apr. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Apr. 2024

Dieser Text beschäftigt sich mit einer der vielleicht grundlegenden Fragen des Menschseins, der Frage nach dem„wer bin ich (eigentlich wirklich)?". Ich wage den Versuch, einen Standort zu definieren und eine Begriffsbestimmung vorzunehmen, für das Selbst, jene Instanz, die uns zu von innen heraus lenkt. Ein paar Gedanken meinerseits vorab: Es sollte unser Geburtsrecht sein, dieses Selbst zu erfahren. Es ist zugleich die Tragik der menschlichen Geschichte, dass es so selten erfahren wird, dass so wenig darüber gesprochen wird. Dass, was ich folgend teile, hat mir in der Schule, im Studium der Psychologie und auch in meiner klinischen Ausbildung zum Psychotherapeuten niemand verraten. Überall wird darüber gesprochen, dass man „einfach man selbst sein soll“, „authentisch sein“, „natürlich“, zu sehen ist es nur leider selten. Wieso nicht? Nun zunächst ist es eigentlich ganz einfach, und dann doch wieder nicht. Dass was ich folgend schreibe, ist direkt an dein wahres Selbst gerichtet. Ich lade dich, diesen Text nicht mit deinem Verstand zu lesen, nicht zu versuchen, es intellektuell verstehen zu wollen. Sondern stattdessen nach jener Instanz in dir zu suchen, die inutitiv versteht, wovon ich schreibe. Prüfe es gerne wie eine wissenschaftliche Hypothese, mit einer wachen, kindlichen Neugierde, die bereit ist, den Blick offen nach innen zu richten. Das, wovon ich schreibe, hat viele Namen: Manche nennen es wahre Natur, andere Liebe, andere Spirit, andere Brahman oder Atman, andere Samadhi oder Satori. Man könnte es auch wache Bewusstheit nennen.Ich nenne es Selbst mit großem S. Dieses Selbst ist der Sitz deiner Bewusstheit. Es ist der Kontext, in dem Inhalte erscheinen. Es ist kein Es, kein Ich, kein Subjekt und kein Objekt. Es ist jene Instanz, die intuitiv weiß, vom offenen Herzen. Es ist der große Ozean deiner Existenz, zeitlos, raumlos, grenzenlos und weit, immer verortet im Jetzt, der zeitlosen Zeit. Es ist das Portal zur Ewigkeit, verbunden mit allem und enthalten in allem, zugleich außerhalb und innerhalb von dir. Daher wird es auch vom Dalai Lama „als oneness“ bezeichnet. Es vereint alles in einem und einen mit allem. Es ist zugleich Leerheit und zugleich Form. Diese große Selbst in dir ist immer da, es ist wach, friedlich, bedingungslos liebend, mitfühlend, herzoffen, frei, ungebunden, freudig, neugierig, verbunden, transzendent. Dieses Selbst ist immer Jetzt und nimmt vom Jetzt Bezug auf zum gegenwärtigen Moment, zur Vergangenheit und Zukunft. Es ist nicht das Ego, es nicht Gedanken, es nicht Emotionen. Es bewohnt deinen ganzen Körper, es war hier, bevor sich deine Persönlichkeit und deine Identitäten gebildet haben. Es ist absolut. Es möchte nichts erreichen, weil es schon alles hat. Es möchte nichts verändern, sich nicht entwickeln, sich nicht verbessern, weil es schon vollkommen ist. Es ist frei von Trauer, Sorge und Angst. Es ist Urvertrauen und heil, wodurch es automatisch heilt. Nur das Selbst mit großem S kann wirklich heilen. Daher heilen wir uns immer selbst, niemand sonst. Indem wir uns daran erinnern, wer wir sind und wer wir nicht sind. Um es zu erkennen, ist es notwendig, die ursächliche Verwechselung zu erkennen und zu durchdringen. Indem du erkennst, was du bisher fälschlicherweise für deine Identität gehalten hast und fühlst, dass du wesentlich mehr bist und zugleich mehrschichtig und multipel. Advaita ist der Sanskrit Begriff für Nicht-Zweiheit. Wir sind zugleich der Ozean und die individuelle Welle, die als unser Körper erscheint. Genauer betrachtet sind es viele Wellen, die kommen und gehen. Diese Wellen bezeichne ich als das Selbst mit kleinem s. Das Selbst mit kleinem s besteht aus Ego-States. Das Selbst mit großem S besteht absolut gesehen, das Selbst mit kleinem s existiert absolut gesehen nicht, relativ gesehen schon. Aus der psychologischen Forschung ist bekannt, dass jeder von uns zwischen 10 bis 30 solcher Sub-Persönlichkeiten (oder Ego-States) in sich trägt. Sie teilen sich auf in authentische Anteile (die im positiven im Kontakt sind mit den eigenen Bedürfnissen, Motiven und Zielen) und sogenannte Protektoren und Exilanten (jene Anteile, die Verletzungen/(Alt)-Lasten auf sich tragen). Das Selbst mit großem S ist der Dirigent im inneren Orchester, nur vergessen viele Menschen ihren Dirigenten, agieren daher führungslos und werden hin- und herggespült von den Wellen der inneren Anteile, die voneinander getrennt, isoliert und polarisiert vorliegen. Viele dieser Teile tragen (Alt-)Lasten auf sich, fühlen sich daher alleine, überfordert, taub, emotional überwältigt. Die Wunden führen zu Druck, Leid, Anspannung. Das Selbst mit großem S kann sie heilen, wenn es Raum bekommt, erkannt wird und ihm vertraut wird. Die Aufgabe jedes Menschen ist es, dieses Selbst zu erfahren und zu lernen, von ihm zu lernen. Nur das Selbst mit großem S kann wirklich innerlich (und äußerlich) führen. Und das schöne ist, jeder trägt es in sich, auch du! Es ist in der Lage, die Wunden zu versorgen, von Altlasten zu befreien und so das Selbst mit kleinem s zu heilen und zu integrieren. So spielt das Orchester in der Folge zusammen, innere Harmonie ist Folge und ein Leben im Flow-Zustand, mühelos und im Einklang mit der Welt und dem natürlichen Lauf der Dinge. Soweit, ein kleiner Vorgeschmack. Vielleicht hat etwas in dir den Ruf gehört. Ein erwachtes, erwachsenes Leben, im Hier und Jetzt, mit neuer Motivation, mit Antrieb, Klarheit und Kraft ist für jeden Menschen möglich. Mit Liebe & Freiheit, mit Vertrauen & Einheit Melde dich bei mir, wenn du dich erfahren möchtest. Der nächste Intensivtag The Art of Living findet am Samstag, den 22.06. statt. Erfahre hier mehr zum Kurs.
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